Rosenburg-Ausstellung im Bundesverwaltungsgericht

Im Leipziger Bundesverwaltungsgericht wurde die Rosenburg-Ausstellung zu NS-Verstrickungen des Bundesjustizministeriums erstmals der Öffentlichkeit präsentiert

Bis zum 20. September 2018 war im Leipziger Bundesverwaltungsgericht die Wanderausstellung „Die Rosenburg“ zu sehen. Das markante Villengebäude bei Bonn-Kessenich war von 1950 bis 1973 Amtssitz des Bundesjustizministeriums, welches zahlreiche personelle Verstrickungen mit der NS-Zeit hatte.

Grundlage der Ausstellung waren die Ergebnisse der Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission, die von 2012 bis 2016 die personellen Verstrickungen des Bundesjustizministeriums mit der Zeit des Nationalsozialismus untersucht hat.

Die Bundesrepublik verstand sich als demokratischer Gegenentwurf zur nationalsozialistischen Diktatur, der Neubeginn stützte sich allerdings in vielen Bereichen auf das Personal aus der NS-Zeit. Mehr als die Hälfte aller Führungskräfte des Bundesjustizministeriums waren ehemalige NSDAP-Mitglieder, jeder fünfte war Mitglied der SA, viele bereits im Reichsjustizministerium tätig. Auf diese Weise entstanden Netzwerke mit personellen und sachlichen Kontinuitäten, die sowohl die Gesetzgebung der jungen Bundesrepublik als auch die Nichtverfolgung von Kriegsverbrechen durch Amnestie und Verjährung beeinflussten.

Brisante Ergebnisse – 71 Jahre nach Kriegsende

Die Ergebnisse, so Bundesjustizministerin Katarina Barley im Vorwort der Begleitbroschüre, seien  „ebenso erschreckend wie beschämend.“ Die Erkenntnisse der Kommission sollten sich nicht allein auf die 2016 erschienene Veröffentlichung in Buchform beschränken, sondern „in die Köpfe der Menschen getragen werden“, so der damalige Justizminister Heiko Maas.

In diesem Sinne aufbereitet präsentierte sich die Ausstellung bei ihrer Premiere im Leipziger Bundesverwaltungsgericht. In neun handlichen Kapiteln werden die Themen, auf interaktiven Schautafeln und stilisierten Aktenstapeln verteilt, dem Besucher nahegebracht. Sie handeln von der Personalpolitik des Ministeriums, von Amnestien und Verjährungen, von der Einflussnahme auf Gesetzgebungen, dem Wirken von Beziehungsnetzwerken und weiterem mehr.

Rosenburg-Ausstellung im Bundesverwaltungsgericht

Auf Infotafeln werden die Ergebnisse der Studie den Besuchern in Stichpunkten präsentiert

Die Ausstellungsstücke, von der historischen Schreibmaschine bis zur überdimensionalen Schreibtischlampe, sind originell. Die grafische Darstellung der Infotafeln ist es weniger. Es dominieren Schlagworte, Überschriften und Textmarkierungen. Kleingedrucktes und weiterführende Zusammenhänge sind weniger zu finden. Doch es werden wichtige Fakten gebracht, die den Fokus auf wenig bekannte Seiten der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik richten.

Viele Fragen bleiben offen und zahlreiche Themen werden, nicht allein wegen des sehr kompakten Umfangs der Ausstellung, nur oberflächlich gestreift. Doch die im Raum verbleibenden Fragen sind immer noch besser als voreilige Antworten.

Details zur wissenschaftlichen Studie und zur Ausstellung sind auf einer Infoseite des Bundesjustizministeriums zu finden.

Bildquelle: Redaktion EinDruck

Brisante Einblicke auf Schatten der Vergangenheit
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