Bereits vor der Ernennung zum ersten Militärbundesrabbiner bei der Deutschen Bundeswehr 2021 führten wir ein informatives Interview mit dem Leipziger Rabbiner Zsolt Balla. Darin beschreibt er erfreulich sein Leben in Leipzig und berichtet über seine Tätigkeit in und mit der Gemeinde zu Leipzig sowie den von ihm mit vorangetriebenen Netzwerken auch ausserhalb der Glaubensgemeinschaft. Ein Interview von Elina Gut.

Jüdisches Leben hat in Leipzig eine lange Geschichte und war in den goldenen 20ern die sechstgrößte Gemeinde deutschlandweit. Vor allem im 19. und dem frühen 20. Jahrhundert gehörten jüdische Kaufleute, Intellektuelle und Bankiers ganz selbstverständlich zum Stadtleben. Auch wenn derzeit Leipzig die sachsenweit größte jüdische Gemeinde beheimatet, sind von den einst ca. 12.600 Gemeindemitglieder vor rund 100 Jahren nur noch knapp 1.250 aktuell gemeldet. Der Rabbiner Zsolt Balla schätz die Zahl jedoch höher. So wie nicht jeder Christ ein Kirchgänger ist und nicht jeder Muslim freitags die Moschee besucht, besuchen auch nicht alle gläubigen Juden die Synagoge.
Wir haben mit dem Leipziger Rabbiner mit ungarischen Wurzeln gesprochen. Im Interview erzählt er unter anderem über die Aufgaben eines Seelsorgers in der heutigen Zeit, seine Auffassung zu Antisemitismus, Homosexualität und die Einschätzung der vergangenen und aktuellen Situation des jüdischen Lebens in der Messestadt.
Das Interview fand am Mittwoch, den 11. März 2020 im Büro des Gemeinde-Rabbiners Zsolt Balla in der Keilstraße in Leipzig statt. Da wir einander lange kennen, einigten wir uns auch beim Führen des Interviews beim gewohnten „Du“ zu bleiben.


Redaktion EinDruck: Schalom Zsolt. Zunächst möchte ich dich bitten, dich kurz vorzustellen.

Zsolt Balla: Mein Name ist Zsolt Balla, ich bin der Gemeinde-Rabbiner in der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und zugleich Landesrabbiner des Landesverbands Sachsen der jüdischen Gemeinden.


Redaktion EinDruck: Welche Aufgaben hast du in der Gemeinde?

Zsolt Balla: Die Aufgaben des Rabbiners sind sehr vielfältig. Ich bin für das gesamte alltägliche jüdische Leben verantwortlich, wie die rituellen Angelegenheiten, die die Synagoge, koschere Lebensmittel oder Standardfragen im religiösen Bereich betreffen. Außerdem spielt der seelsorgerische Bereich eine sehr wichtige Rolle. Zu diesem gehört, dass ich mich mit Menschen beschäftige sowie diese besuche. Des Weiteren begleite ich die Gemeindemitglieder bei allen Lebenszyklen des jüdischen Lebens: Geburt, Beschneidung, Namensgebung, Hochzeiten und leider auch beim Sterben und dem Tod. Darüber hinaus vertrete ich die jüdische Religion in unterschiedlichen Foren. Dazu gehören zum Bespiel der interreligiöse Dialog auf der Landes- und auch ein bisschen auf der Bundesebene sowie die politische Vertretung der Religion. Ich bin auch als Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands tätig. Deshalb gehört die politische Vertretung des Orthodoxen Rabbinates Deutschlands auch zu meinem Aufgabenbereich.


Redaktion EinDruck: Welche Prioritäten hast du bei deiner Arbeit als Rabbi und wie setzt du diese?

Zsolt Balla: In meiner Tätigkeit gibt es keine Routine. Damit meine ich, dass nicht jeder Tag genauso aussieht wie der andere. Mein heutiger Arbeitstag ist absolut anders als der morgige. Es gibt auch keinen festen Zeitplan, den ich dir sagen könnte. Meine Tätigkeit als Rabbiner umfasst nicht den Zeitraum von 8 Uhr bis 17 Uhr täglich. Jeder Tag hat seine eigenen zusätzlichen Herausforderungen. Die Rabbiner werden häufig dann gebraucht, wenn die Gemeindemitglieder gerade nicht ihrer Arbeit nachgehen. In dieser wichtigen Zeit, wenn die Menschen gerade nicht arbeiten, brauchen sie dich als Rabbiner. Es gibt kein Wochenende, deshalb kann ich nicht sagen wie ich meinen Tag gestalte. Manchmal habe ich nicht viel zu tun, manchmal habe ich überhaupt keinen freien Tag in der Woche. Sonntag ist ein wichtiger Arbeitstag, an dem man sich mit den Familien beschäftigen kann, die an diesem Tag frei haben. An Wochentagen muss ich noch sehr viele administrative Angelegenheiten erledigen und die politische Vertretung übernehmen. Wir haben in unserer Gemeinde in Leipzig das große Privileg, dass wir in der Synagoge dreimal pro Tag – nämlich am Morgen, am Nachmittag und am Abend – einen Gottesdienst haben dürfen. Natürlich ist der Rabbiner auch dafür verantwortlich.


Redaktion EinDruck: Wie gestaltest du die seelsorgerische und die soziale Arbeit?

Zsolt Balla: Die Seelsorge spielt bei jedem Geistlichen eine sehr wichtige Rolle. Die seelsorgliche Arbeit ergibt sich aus der Nachfrage der Gemeindemitglieder. Natürlich kann man proaktiv sein und seine Dienste den Menschen anbieten. Hauptsächlich braucht man Seelsorge, wenn man Probleme hat. Sehr oft ist das im sozialen Bereich der Fall. Man kommt ja nicht zur Therapie, wenn alles okay ist, sondern wenn es Probleme gibt. In unserer Gemeinde gibt es eine kleine Gruppe, die glücklich wäre, wenn sie jemand besuchen würde. Vorwiegend betrifft das ältere Menschen. Älteren Menschen bereitet Sorgen, was sie nach ihrem Tod erwartet. Gleichzeitig ist die Begleitung von Hochzeiten Teil meiner Arbeit, diese gehören zu den schönen Ereignissen meiner Arbeit. Die Ehepaare auf diesen wunderschönen Tag und auf das Leben danach vorzubereiten gehört zu einem wichtigen Teil meiner Arbeit. Die Begleitung von Sterbefällen ist für mich persönlich eine sehr schwere Angelegenheit, obwohl ich schon seit über zehn Jahren als Rabbiner tätig bin. Bis heute kann ich mit der Sterbebegleitung nur schwer umgehen. Insbesondere schwer fällt mir die Familien Begleitung nach dem Verlust ihrer Familienmitglieder sowie die Begleitung der Senioren, die ihren Lebenspartner verloren haben. Wie du siehst ist die Seelsorgliche Tätigkeit sehr vielfältig.


Redaktion EinDruck: Welche Veranstaltungen bietet die Gemeinde für Kinder, Jugendliche und Erwachsene?

Zsolt Balla: Für Kinder haben wir ein monatliches Programm in unserem Familien-Zentrum in der Löhrstraße. Programme für Kinder bieten wir auch im Rahmen der jüdischen Feiertage an. Wir haben zudem eine Studentengruppe in unserem Tora-Zentrum. Dort wird alle vierzehn Tage Unterricht angeboten, auf Nachfrage auch weiterer Unterricht und eine Schabbat-Mahlzeit für junge Studenten. Für die erwachsenen Gemeindemitglieder gibt es ebenfalls jede Woche in der Gemeinde Sabbat-Mahlzeiten. Es gibt auch monatlichen Unterricht im Ariowitsch-Haus. Zusammen mit dem Vorsitzenden der jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft vermitteln wir Basiswissen zu der jüdischen Geschichte. Das Ariowitsch-Haus ist ein Mehrgenerationenenhaus, in dem wir jüngeren und älteren Menschen die Möglichkeit geben, ihre Freizeit zu gestalten. Dort bieten wir täglich für jede Altersgruppe unterschiedliche Kurse im kulturellen und praktischen Bereich an, von Kunst bis Tanzen wie zum Beispiel Ballett für Kinder, den Tanzclub für Erwachsene, den Schachklub u.a. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass, das ein kulturelles Zentrum ist. Dort dominiert die Kultur, in der Synagoge die Religion.


Redaktion EinDruck: Welche Zusammenarbeit bzw. Netzwerke bestehen mit anderen Religionen (Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus)?

Zsolt Balla: Erstens, es gibt ein sehr wichtiges Netzwerk in Leipzig, den interreligiösen Rundtisch der Stadt Leipzig mit regelmäßigen Treffen. Diese finden in einem monatlichen bzw. im vierzehntätigen Rhythmus statt. Dabei repräsentieren sich alle Religionsgruppen in Leipzig. Das ist ein sehr wichtiges Forum, in dem wir andere Religionen treffen können und ins Gespräch kommen können. Es gibt in der jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft eine große Kooperation mit der Evangelischen und mit der Katholischen Kirche. Es gibt viele weitere Events und andere interreligiöse Kreise in der sich die buddhistische Gruppe sowie Bahai und die muslimische Gruppe in Leipzig präsentieren. Wir haben auch einen persönlichen Kontakt mit eigentlich mehreren Moscheen in Leipzig. Die Beziehung zwischen dem Rabbiner und dem Imam dringt nicht an die Öffentlichkeit. Insbesondere möchte ich an dieser Stelle im Rahmen der Orthodoxen Rabbiner Konferenz betonen, wir haben eine sehr starke und regelmäßige Zusammenarbeit zwischen dem Rabbiner und dem Iman, dem Geistlichen der Religion. Es gibt noch weitere Initiativen des Zentralrates der Juden in Deutschland, eine davon trägt den Namen Schalom Aleikum, dabei kommen jüdische und muslimische Bürger in unterschiedlichen Bereichen ins Gespräch. Es gab auch in Leipzig eine Podiumsdiskussion für Frauen in der Religion, dabei haben sich muslimische Frauen und auch meine Frau präsentiert. Es gibt weitere Foren in denen man auf Podiumsdiskussionen über Sterben und Tod spricht. Diese finden mehrere Male pro Jahr in unterschiedlichen Bereichen statt.


Redaktion EinDruck: Wie intensiv sind die Beziehungen zu ZWST (Zentrale Wohlfahrtstelle), Zentralrat der Juden, „Keyshet“ (jüdischer Verein für Homosexuelle) bzw. sind Auslandsbeziehungen zu jüdischen Gemeinden/Synagogen vorhanden?

Zsolt Balla: Wir sind sehr gut vernetzt, insbesondere, weil der Vorsitzende unserer Gemeinde, Herr Kaufmann, sowohl Mitglied des Präsidiums des Zentralrats als auch der ZWST ist. Ich selbst bin Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz (ORD). Außerdem bin ich auch Mitglied der Europäischen Rabbinerkonferenz und des Amerikanischen Rabbinerrates. Wir sind ziemlich gut international und national vernetzt, das ist für unsere Arbeit sehr hilfreich.


Redaktion EinDruck: Wie stehst du zu Keyshet und Homosexuellen in der Gemeinde?

Zsolt Balla: Wir versuchen in unserer Gemeinschaft alles zu tun, dass sich jeder einzelne in der Gemeinde wohlfühlt. Wir fragen niemals was du bist oder wo gehörst du hin. Wir werden uns immer widersetzen gegen irgendwelches Ausschließen von Menschen die in die Gemeinde kommen möchten. Wir möchten eine sehr offene Atmosphäre in der Gemeinde repräsentieren. Die sexuelle Orientierung darf niemals ein Grund für irgendwelchen Hass und Xenophobie sowie Ausschluss aus der Gemeinde oder Gemeinschaft sein. Natürlich gibt es religiöse Positionen bezüglich dieser Thematik.


Redaktion EinDruck: Wie beurteilst du die Sicherheitslage in der Gemeinde in Leipzig bezüglich der Vorfälle in Hanau und Halle?

Zsolt Balla: Die Sicherheitslage könnte viel besser sein. Wir haben nicht genügend finanzielle Mittel um ständig jemanden für die Sicherheit zu beauftragen. Nach dem Attentat in Halle und Hanau haben wir unsere Sicherheitslage ein bisschen verbessert. Wir haben finanzielle Unterstützung erhalten, um die Sicherheitsausstattung der Gemeinde zu verbessern. In diesem Zusammenhang sind wir der Polizei sehr dankbar, da diese nach den Vorfällen einen Monat lang vierundzwanzig Stunden pro Tag für uns da gewesen ist. Zurzeit ist die Überwachung auf Gottesdienstzeiten reduziert. Bei einer Veranstaltung in der Gemeinde gibt es immer Polizeiüberwachung die stündlich erfolgt. Derzeit sind wir in einer viel besseren Lage als vor dem Attentat in Halle.


Redaktion EinDruck: Wie äußert sich deiner Auffassung nach Antisemitismus in Leipzig?

Zsolt Balla: Ich denke, dass Rabbiner für diese Frage nicht die richtigen Ansprechpartner sind. Warum vertrete ich diese Auffassung? Antisemitismus ist eine latente Sache. Das bedeutet, dass er nicht immer sichtbar ist. Es wird viel öfter vor Menschen geäußert die nicht sichtbar jüdisch sind. Ich als Rabbiner, der jederzeit eine Kippa trägt und sich in dieser überall bewegt, treffe keine Menschen die ihre latente Meinung vor mir äußern. Deshalb habe ich persönlich keine Berührungspunkte mit Antisemitismus. Aber unsere Mitglieder die nicht so sichtbar jüdisch sind oder die nicht immer die jüdischen Feiertage halten, teilen mir mit dass, sie an ihrem Arbeitsplatz manchmal kleine Anmerkungen und Beschimpfungen zu hören bekommen, das passiert häufig. Antisemitismus ist ein Problem, jede Art von Xenophobie und Fremdenhass in der Gesellschaft ist ein Problem. Leider sehen wir derzeit, dass bestimmte politische Gruppen diese Sachen wieder salonfähig machen. Das ist ein großes Problem, aber bestimmte Sachen werden immer existieren. Fremdenhass gehört leider zu unserer Gesellschaft, er wird niemals aufhören, weil wir Menschen sind. Aber wir als Gesellschaft haben die Möglichkeit, zu entscheiden was ist akzeptabel für uns, was ist salonfähig und was nicht. Wir müssen einfach sehr klar und deutlich sein, dass bestimmte Sachen nicht zu unserer Gesellschaft gehören, das ist unser Ziel. Es gibt Antisemitismus, aber ich persönlich erfahre ihn viel weniger als der Durchschnitt der Gemeindemitglieder. Ich persönlich habe in den letzten 10 Jahren fast keine antisemitische Anmerkung in Leipzig gehört. Einmal als einige junge Menschen nicht gedacht haben, dass ich ihre Sprache verstehe, aber in der deutschen Gesellschaft habe ich das niemals erfahren, aber das existiert. Manchmal denken Menschen, vielleicht versteht er nicht was wir sagen, dann müssen wir vorbereitet sein, wenn jemand seine antisemitische Position äußert. Soziale Medien sind sehr gefährlich in diesem Kontext.


Redaktion EinDruck: Wie sah die Gemeinde vor 1990 aus?

Zsolt Balla: Die jüdische Gemeinde bestand in der Mitte der 30 er Jahre aus etwa 18.000 Mitglieder, viele versuchten vor dem Krieg ihren Weg im Ausland, in den sicheren Ländern zu suchen. 14.000 wurden deportiert, 2000 bis 3000 flohen aus Leipzig nach England, Amerika, ins britische Mandat Palästina. Nach dem Krieg sind nur 300 jüdische Menschen zurückgekommen. Von diesen 300 versuchten viele ihren Weg in Westdeutschland oder in anderen westlichen Ländern zu suchen. 1990 hatte die Gemeinde insgesamt 25 Mitglieder – die jüdische Gemeinde war sehr klein und sehr stark assimiliert. Fast keiner der Gemeindemitglieder hatte einen jüdischen Ehepartner gehabt. Nach 1990, der Wiedervereinigung Deutschlands, kamen vermehrt Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Leipzig. Dadurch hat unsere Gemeinde inzwischen 1300 Gemeindemitglieder. Diese Einwanderung ist schon lange vorbei. Deshalb ist auch die Anzahl der Gemeindemitglieder weniger geworden. Zurzeit hat die Gemeinde ca. 1250 Gemeindemitglieder. Viele von den Jugendlichen sind vor zehn, fünfzehn Jahren nach Westdeutschland gegangen um dort ein neues Leben aufzubauen. Da das Jobangebot dort viel besser ist als hier in Ostdeutschland. Heute ist das nicht mehr der Fall aber deshalb ist unsere Gemeinde durchschnittlich ziemlich alt. Mehr als 60 Prozent der Gemeindemitglieder sind über 65 Jahre alt. Das ist nicht optimal. Viele von den Jugendlichen und der in Deutschland geboren Kinder haben nicht das Gefühl, dass sie sich offiziell der Gemeinde anschließen sollten. Deshalb schätze ich die Anzahl der jüdischen Menschen in Leipzig auf 2000 inklusive der Studenten und derjenigen die keine Gemeindemitglieder sind. Mehr als 95 Prozent der Gemeindemitglieder stammen aus der Sowjetunion. Die Integration der Gemeinde in der deutschen Gesellschaft ist recht gut. Die älteren Gemeindemitglieder brauchen soziale Unterstützung. Die junge Generation arbeitet, lernt, studiert und zahlt Steuern.


Redaktion EinDruck: Warum werden die Gottesdienste auf Hebräisch und nicht auf Deutsch durchgeführt?

Zsolt Balla: „Das Judentum ist keine Religion für Kinder“, sagte ein Philosoph des 20. Jahrhunderts namens Levi. Was er ausdrücken wollte ist, dass die Religion uns ändern sollte und nicht wir die Religion. Was ich damit meine, es ist okay so. Es ist kein Problem, dass die Menschen das nicht verstehen. Nur weil die Menschen, das nicht verstehen werden wir die Religion nicht ändern. Wir möchten die unglaubliche Sprache und die unglaubliche Tiefe der Sprache nicht wegnehmen, weil das eigentlich die Essenz der Religion ist. Wenn ich etwas auf Hebräisch sage hat es eine unterschiedliche Bedeutung, wenn man über spirituelle Sachen spricht, man kann nicht einfach Wörter zu Wörter übersetzen. Das Judentum hat ein Axiom das Hebräisch eine heilige Sprache ist, daher werden wir sie im Gottesdienst beibehalten. Wir versuchen unsere Gemeindemitglieder zu unterstützen durch Gebetbücher mit russischer und deutscher Translation. Man kann immer lernen. Nur weil man faul ist werden wir unsere Religion nicht ändern. Interessanterweise wird unsere Gemeinde die in diesem Bereich ziemlich traditionell ist, besser besucht als Gemeinden wo der Gottesdienst auf Deutsch gehalten wird. Die Religion hat ihre eigene Kraft, die Menschen in ihren Bann zu ziehen. Es ist so, wenn du Physik lernen möchtest aber die Menschen die Relativitätstheorie nicht verstehen wird man deshalb die Relativitätstheorie nicht ändern.


Redaktion EinDruck: Glauben alle Gemeindemitglieder an Gott?

Zsolt Balla: Ich weiß es nicht, wir haben Religionsfreiheit. Das Judentum ist eine tatorientierte Religion, zunächst geht es um die Tat, dann um den Glauben. Die Religion glaubt an Gott, das ist ein zentraler Punkt in der Religion.


Redaktion EinDruck: Was ist Gott für dich und welche Beziehung hast du zu Gott?

Zsolt Balla: Die Beziehung verläuft häufig einseitig. Ich versuche mit Gott täglich zu reden, es geht um die Taten und wie wir unser Leben gestalten.


Redaktion EinDruck: Ich danke dir für das Gespräch und wünsche dir und unserer Gemeinde weiterhin alles Gute.

Ich möchte mich im Namen der Redaktion Eindruck für das nette Interview bedanken und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft. Jeder der die Leipziger Juden kennen lernen möchte, ist jederzeit herzlichst in der Synagoge Leipzig zum Gottesdienst freitags nach dem Sonnenuntergang und samstags willkommen. Aktuell natürlich mit Mundschutzmaske und AHA-Regeln.


Links zur Gemeinde:
http://www.irg-leipzig.de/uploads/pub/homepage/gebetsplan_web.pdf
https://ariowitschhaus.de/
https://www.zdf.de/filme/der-fernsehfilm-der-woche/das-unwort-100.html


Quellen:
Gunda Ulbricht und Olaf Glöckner: Juden in Sachsen. Sonderausgabe für die Sächsiche Landeszentrale für politische Bildung. Dresden/Leipzig. 2013. Seite 128.
https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/j/jeschiwa
http://www.irg-leipzig.de/page/rabbiner

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