– Anfänge der Leipziger Fridays for Future Bewegung

Das grundlegende Motto der internationalen Bewegung lautet: „Freitags für die Zukunft“ und es steckt ja bereits im Namen von Fridays for Future. Was im August vor einem Jahr mit Greta Thunberg begann, vereinte binnen kürzester Zeit Schüler und Studenten aus aller Welt, sich gemeinsam für den Klimaschutz und die Zukunft stark zu machen. Zielstrebig und hochmotiviert fordern sie die Politik zum Handeln auf.

Schnell bildeten sich im Dezember 2018 etliche Regional- und Ortsgruppen in Deutschland, die Gretas Vision teilen. Es wurde hauptsächlich über mobile Nachrichtendienste wie WhatsApp kommuniziert und so kam auch die Leipziger Ortgruppe zu Stande. Von den Anfängen, der ersten Demo in Leipzig und der Zukunftsmusik für die Stadt hat mir Sophia von Fridays for Future Leipzig Ende Juli diesen Jahres erzählt.


Sophia ist 18 Jahre alt, hat ihr Abitur abgeschlossen und war Initiatorin der ersten Fridays for Future Demo in Leipzig. Momentan befindet sie sich in einer Zwischenphase in der sie viel politischen Aktivismus betreibt: als Mitorganisatorin bei Fridays for Future, Landesvorsitzende der Jugendpresse Sachsen e.V. und als Mitglied des Jugendrats in der Generationenstiftung.

Foto: Martin NeuhofProjekt „Herzkampf“



Spaß an der Arbeit und Erfolg als Bewegung

Bei ihrer Arbeit mit der Fridays for Future Gruppe inspiriert Sophia vor allem, dass sie mit gleichaltrigen zusammenarbeitet. Viele junge Menschen bekennen sich gemeinsam zu einem politischen Thema und finden darin eine Bereicherung. Sie können sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren und an den Gruppenaufgaben wachsen. Alles ist sehr unkompliziert, da nicht über Jugendparteien oder einen Verein agiert wird. Dem Fridays for Future Konzept steht zudem eine einfache Klarheit zugrunde und die Bewegung wurde auch sehr nahbar, dadurch das Greta Thunberg als Initiatorin und Paradebeispiel mit ihrem unerschütterlichen Engagement hervorgegangen ist.

„Es zeigt, dass man keine Gruppe, Organisation oder Initiative braucht, um etwas zu bewegen. Man muss nur selbst ein Demo-Schild in die Hand nehmen und auf die Straße gehen. Auch beim Vernetzen mit anderen Initiativen oder Forschern merkt man, dass diese jahrelang genau auf so etwas gewartet haben!“ entgegnet mir Sophia auf die Frage was die Fridays for Future so erfolgreich macht. Ein weiterer Aspekt ist, dass den Jugendlichen jahrelang vorgehalten wurde, dass sie politisch nicht aktiv sind und so wurde das unentdeckte Potential nicht wahrgenommen. Viele junge Menschen zeigen Interesse am politischen Geschehen und wissen einfach nicht, wie man am besten an diese Problematik herangeht. Minderjährige haben ein politisch eingeschränktes Mitspracherecht und es steht bereits fest, dass die jetzige und kommende Generation immense Kosten zu tragen haben wird. Fridays for Future war der Funke der das ganze zum Aufflammen gebracht hat.

Alles eine Frage der Motivation und Organisation

Ein Problem mit dem die Fridays for Future Gruppe zu Beginn zu kämpfen hatte, war die fehlende Arbeitsaufteilung. Es gab ein zehn-köpfiges Kernteam, dass sich um alles kümmerte und somit auch die alleinige hohe Arbeitslast trug. Schnell wurde klar, dass sich das ändern musste. Sie initiierten erste Arbeitsgruppen,  die zunächst Anfangsschwierigkeiten hatten. Ziel ist es dennoch, dass am Ende alles über Arbeitsgruppen laufen soll. Sophia merkt dabei an: „Das andere große Problem war der Stressfaktor. In Leipzig hatten wir uns das Ziel gesetzt, jeden Freitag einen Streik zu organisieren. Dienstag hatte sich zu Beginn als Plenumstag etabliert. Dementsprechend hatte man zwei Tage in der Woche, die komplett ausgebucht waren. Wir hatten gar nicht die Zeit und Möglichkeit uns über Arbeitsteilung Gedanken zu machen, denn es musste einfach alles ‚zack,zack,zack‘ gehen. Wer zuerst die E-Mail gelesen hatte, war dafür auch verantwortlich.“ Sophia gab zu, dass zwischenzeitlich auch Mitstreiter einfach ‘ausgebrannt‘ sind oder die Motivation verloren. Man muss bedenken, dass sie nicht nur den Gruppen internen Stress und Zeitdruck auf den Schultern trugen, sondern nebenher auch eigene Termine, eigenes Engagement oder Vernetzungsarbeit mit anderen Gruppen bewältigen mussten. Mittlerweile ist die Gruppe einen Schritt weiter und man hat sich zusammengesetzt, um den internen Arbeitsablauf zu überdenken.

Die Gruppe kooperiert jetzt über einen E-Mail-Verteiler mit anderen Bewegungen, Klimaschutzverbände, Vereine und Initiativen. Diese werden über geplante Veranstaltungen und Aktionen informiert und über deren Netzwerke geteilt. Einen Großteil der Mobilisierungsarbeit findet über Kurznachrichtendienste wie WhatsApp und Telegram oder im Internet über Social-Media-Kanäle statt. Ebenso ist das direkte Anwerben von Menschen eine gezielte Strategie. Flyer werden auf konkreten Demonstrationen oder Veranstaltungen verteilt und Plakate in der Stadt ausgehangen, die im Stadtbild ihre Wirkung nicht verfehlen.

Freudig erzählt mir Sophia über ihre Aufgaben in der Fridays for Future Gruppe: „Ich habe bisher sehr viel gemacht und konnte in jedem Bereich mal hineinschauen. Ich selbst bin aber ein Organisationsmensch. Ich liebe es Dinge zu organisieren und zu planen! Sei es Demo-Materialien besorgen, Mobilisierungstexte schreiben oder mit der Presse Kontakt aufnehmen. Auch Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit sind Aufgabenfelder die mir Spaß machen!“

Mein Leipzig lob ich mir!

Die Leipziger Ortsgruppe startete 2018 als mobile WhatsApp-Gruppe, die zu Beginn zögerlich agierte und die noch keine konkreten Ansätze hatte, eine Demonstration auf die Füße zu stellen. Sophia beschrieb, dass sie genau deswegen selbst eine Demo startete. „Das war eine super spontane Aktion und war komplett planlos! Es war aber die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt!“ erzählt sie mir. Der erste Protest Termin der Fridays for Future Gruppe war für den 21. Dezember 2018 geplant. Einen Tag vorher entschloss Sophia spontan eine Demo zu organisieren.: „Ich hatte zwei Plakate entworfen und schickte spät am Abend eine mobile Info-Nachricht an all meine Leipziger WhatsApp Kontakte. Zum Thema Demo-Anmeldung hatte ich auch gar keine Ahnung! Ich versuchte mich in das sächsische Versammlungsgesetz einzulesen und sah, dass man sich eigentlich 48 h vorher anmelden muss!“ Über Instagram kontaktierte sie einige Jugendorganisationen und von der Links Jugend antwortete ihr schließlich jemand und riet ihr, die Demo über eine Spontankundgebung anzumelden.  Die erste Demonstration bestand aus 27 Menschen und es war auch nicht ganz klar wer die Verantwortung trug.  Sophia beschreibt mir wie es an dem Tag ablief: „An dem Tag regnete es und war auch sehr kalt, sodass wir nach einer Stunde in die Stadtbibliothek gegangen sind und dort spontan unser erstes Plenum hatten. Das war der erste Punkt, wo wir gesagt hatten – es soll weitergehen! Der erste Freitag im Neujahr war unser erstes großes Plenum, wo ich extra einen Raum organisierte. Dort trafen sich circa 15 Menschen und wir besprachen, welche Aktionen weiter geplant werden sollten.“


Einen Beitrag zur Zukunftsmusik

Ein nächster wichtiger Schritt wäre den Klimanotstand in Leipzig auszurufen. Bereits Ende August hatte sich Gruppe dafür dafür stark gemacht und die Forderung bleibt unverändert: alle politischen Maßnahmen die ergriffen werden, sollen unter dem Klimaschutz Aspekt betrachtet und berücksichtigt werden.

Außerdem hofft die Bewegung mehr Einfluss auf die Kommunalpolitik nehmen zu können. Im Juni starteten sie eine Petition, bei dem der Fahrradverkehr in Leipzig gestärkt und eine Radstation am Hauptbahnhof eingerichtet werden soll. Weiterhin wünscht man sich, dass der ÖPNV statt rückgebaut lieber ausgebaut und möglichst kostengünstiger wird. Es wird zudem die Erhöhung des Stadtgrüns gefordert, um das Stadtklima zu stärken.

Sachsenweit haben am Freitag den 20. September 2019 zum Klimastreik Schüler und Erwachsene in zahlreichen Städten für mehr Klimaschutz demonstriert. In Leipzig zogen 25.000 Menschen unter dem Motto „Klimagerechtigkeit für alle“ vom Augustusplatz durch die ganze Stadt. Erstmals schlossen sich auch die in Leipzig Anfang September gegründeten Omas for Future dem Klimastreik an. Bisher war das die größte Klimaschutzdemonstration sachsenweit. Nicht nur Schüler, sondern Umweltverbände, Wissenschaftler, Gewerkschaften und Kirchen unterstützten die Aktion. Das war erst der Anfang, denn in der Folgewoche vom 23.-27. September wurde eine Klima Aktionswoche mit verschiedenen Veranstaltungen rundum zum Thema „Leipzig fürs Klima“ organisiert.

Wer die Gruppe also weiter unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen zu weiteren Demos, Streiks und Veranstaltungen zu kommen!

Bildquellen: Pixabay

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