Finnland – das stille Land mit traumhaften Seenlandschaften, skurrilen Sportarten wie zum Beispiel Frauentragen und der damalige Herstellungsort des unzerstörbaren Nokia-3310 Mobiltelefons. Häufig wissen wir nicht viel über das Land im hohen Norden, auch in Deutschland gibt es einige Vorurteile.

  • Klingt Finnisch nicht wie Schwedisch?
  • Finnen sind schweigsam und total unsozial.
  • Heavy-Metal Musik und Finnland sind unzertrennlich.

Dies sind einige Voreingenommenheiten, die man häufig zu hören bekommt. In diesem Beitrag möchte ich einen kurzen Einblick in das sauna-affine Land geben, dessen schwer zu bändigende Sprache veranschaulichen und mit konkreten Bezügen zu Leipzig verknüpfen.

FINNLAND FAKTEN:

Der finnische Klassiker Sauna – zum Aufgießen bereit

In Finnland leben 5,5 Millionen Menschen, die in diesem Jahr ihren einhundertsten Unabhängigkeitstag feierten. Wegen der langen Besetzungsgeschichte durch Schweden (600 Jahre) und Russland (108 Jahre), haben die Finnen einen ausgeprägten Nationalstolz. Zum Nationalbewusstsein gehört auch die ausgefallene Saunakultur. Es existieren über 3 Millionen Saunas und durchschnittlich besitzt jeder Haushalt eine. Finnland ist auch Spitzenreiter im Kaffee genießen. Der durchschnittliche Finne konsumiert 4,1 Tassen pro Tag und kommt dabei im Jahr auf 12,5 kg pro Kopf. Worüber sich viele einig sind, ist die atemberaubende Natur: Es gibt über 188.000 Seen, etwa 65 Prozent der Landesfläche ist mit Wald bedeckt und saisonale Phänomene wie die Mitternachtssonne prägen die finnische Landschaft.

FINNISCHE SPRACHE:

Nein – Finnisch klingt nicht wie Schwedisch und unterscheidet sich als finno-ugrische Sprache erheblich von den indogermanischen Sprachen. Weltweit wird es von 6 Millionen Menschen gesprochen, welche vorwiegend in Finnland leben. Neben Finnisch ist die zweite Amtssprache Schwedisch und im Beruf wird häufig Englisch genutzt. Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren lerne auch ich Finnisch und stoße dabei auf einige Tücken, welche das Erlernen dieser Sprache nicht immer einfach gestalten. Finnisch ist eine sehr direkte Sprache und man vermeidet in der Regel unnötiges Geschwätz oder „Small Talk“. Die anfängliche Lernschwierigkeit besteht in dem beachtlichen Grammatikanteil, von dem man sich zu Beginn erschlagen fühlt. Allerdings sollte man sich die Sprache eher wie einen Baukasten vorstellen. Alles baut aufeinander auf, man lernt die Grundbausteine und erweitert diese immer weiter. Es können dabei häufig lange zusammengesetzte Wörter entstehen,  da die Sprachstruktur viele Wortendungen und deren Kombination gebraucht. Nebenbei bemerkt besteht auch ein bedeutender Unterschied zwischen der Schriftsprache und der Umgangssprache.

Hier ein praktisches Beispiel:

FUN FACT:

Längstes Finnisches Wort (61 Zeichen)
lento­kone­suihku­turbiini­moottori­apu­mekaanikko­ali­upseeri­oppilas

Berufsbezeichnung:
Flugzeug-Jet-Motor-Assistent-Mechaniker-Unteroffizier in der Ausbildung


FINNISCHE ANLAUFSTELLEN IN LEIPZIG:

In Leipzig gibt es gute Möglichkeiten, um die Sprache zu erlernen oder um mit Finnland-Enthusiasten in Kontakt zu treten. An der Volkshochschule finden regelmäßig Sprachkurse statt. Daneben bietet die Dozentin Frau Daniela Scholz zusätzliche Privatkurse in kleinen Gruppen an.

Ein weiterer Ansprechpartner ist die Deutsch-Finnische Gesellschaft, deren Hauptsitz sich in Leipzig befindet. Schwerpunkt der Organisation ist die Förderung des Interesses an Finnland und der Kontakt mit Finninnen und Finnen in Leipzig. Es werden auch Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und finnische Feste organisiert. Darüber hinaus wird ein regelmäßiger deutsch-finnischer Schüleraustausch gefördert.

Zum jährlichen Leipziger Weihnachtsmarkt findet man seit einigen Jahren auch das finnische Weihnachtsdorf. Es besteht aus einem Haupthaus, zwei kleinen Häuschen und einem Kota-Zelt. Rund 50 Menschen finden darinnen Platz für gemeinsames Feiern mit Lagerfeuer. Parallel dazu werden leckere finnische Spezialitäten wie Glögi (Glühwein) und Flammlachs angeboten. Das Haupthaus dient als Ausstellungs- und Verkaufsraum. Zahlreiche finnische Produkte und Souvenirs runden das Angebot ab: wärmende Rentierfelle, kunsthandwerkliche Artikel und Gebäckspezialitäten. Es gibt neben dem Zentralbereich auch kleinere Ausstellungsräume, in denen man sich mit Einheimischen über typische Themen wie finnische Sportarten austauschen und informieren kann.

FINNISCHER KULTUREINBLICK

Ein typischer Ausblick für finnische Sommerhausbesitzer

Die Kenner unter uns wissen, dass der Weihnachtsmann in Finnland lebt – in Rovaniemi am Nördlichen Polarkreis inmitten Lapplands. Dort gibt es ein ganzes Dorf mit eigener Post und vielen Souvenirläden, die auch zu jeder Jahreszeit offen für Besucher sind. Das Hauptgebäude des Weihnachtsmannes riecht nach weihnachtlichem Zimt und es ist nicht nur sein vollbepackter Schlitten ausgestellt, ebenfalls auch sein praktisches Schneemobil für den modernen Auftritt. In der lappländischen Region kann man in der Winterzeit täglich ungefähr 3 bis 4 Stunden Tageslicht genießen. Im Gegenzug dazu ist im Sommer die Mitternachtssonne 24h zu bewundern. Die Finnen lieben die Stille, die Natur und ihr Salmiakki (salzige Lakritze). Finnen ist die Gleichberechtigung wichtig und sie waren der weltweite Vorreiter im modernen Wahlrecht, das 1906 Frauen gestattete, ihre Stimme abzugeben sowie gewählt zu werden.

In fast allen Geschäften, Imbissbuden und Cafés findet man Spieleautomaten und die Finnen lieben es, mit Kreditkarte zu zahlen. Finnland ist ebenfalls für seine kuriosen Sportarten bekannt, wie beispielsweise das Frauentragen. Es ist ein Wettlauf, bei denen Paare einen 253,5 Meter langen Parcour bestreiten. Die Weltmeisterschaft findet seit 1992 in Sonkajärvi statt. Dabei wird die Frau huckepack oder kopfüber am Rücken des Läufers getragen. Neben dem Frauentragen gibt es Meisterschaften im Handyweitwurf, Luftgitarrespielen, Moorfußball und Gummistiefelweitwurf.

Finnen sind tolle Gastgeber und sehr hilfsbereit. Sie freuen sich, wenn man finnische Berühmtheiten kennt oder zur Geschichte des Landes etwas weiß. Pluspunkte kann man natürlich auch mit angewandtem Finnisch sammeln. Die Muttersprachler zeigen viel Geduld und Verständnis für Finnisch-Lerner. Weniger Verständnis wird häufig für den Nachbarn Schweden aufgebracht. Da gibt es ein „Sprichwort“ das lautet: „Hauptsache Schweden verliert!“ Egal, ob beim Sport, Eurovision Songcontest, PISA oder bei sonstigen Wettkämpfen. „Hauptsache Finnland ist besser als Schweden“ – der Rest ist egal.

Meine persönlichen Erfahrungen beschränken sich momentan nur auf die nördliche Region Finnlands, dennoch habe ich einen ersten guten Eindruck über das Land und seine Leute gewinnen können. Zum Abschluss hier noch ein praktischer Finnisch-Tipp zum Mitnehmen: Zur Begrüßung sagt man „Hei“ und zum Abschied „Hei, Hei“.

Bildquellen: Redaktion EinDruck

Interesse geweckt?
Hier gibt es eine kleine Übersicht mit den wichtigsten Kontakten aus diesem Beitrag:

Volkshochschule Leipzig – Finnisch Sprachkurse Daniela Scholz – Finnisch Kurse Deutsch Finnische Gesellschaft
Finntastisches Leipzig
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2 Responses

  1. Jenny

    Hei! Super informativer und unterhaltsamer Artikel. 😀 Die langen Wörter haben wir dann also mit den Finnen gemeinsam. 😉

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    • Stephanie

      Kiitoksia Paljon! (Vielen Dank)
      Ja, tatsächlich hat die Deutsche Sprache viel mit dem Finnischen gemeinsam.

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