Jeder von uns kennt Straßenmusiker, denn sie gehören einfach zu jeder belebten Innenstadt dazu. Wer bleibt denn nicht gerne mal an einem warmen sonnigen Nachmittag oder einem sternenklaren Winterabend kurz stehen um ihrer Musik zu lauschen. Sich aber einfach hinzustellen und mitten auf der Straße anfangen zu singen erfordert schon ein gewisses Selbstvertrauen was nicht unbedingt jeder mitbringt. Es geschehen jedoch manchmal die verrücktesten Dinge dabei. Unentdeckte Talente werden gefördert oder sogar berühmt. Natürlich kann man auch komplett ignoriert werden, aber das kann sich auch blitzartig ändern.

Durch Wandersänger aus dem alten Persien ist bekannt dass es Straßenmusik mindestens seit Anfang der griechischen Antike gibt.

Einige Passanten und Ladenbesitzer empfinden diese Musikalischen Töne allerdings als Belästigung, z.B. Dauerschleifen an öffentlichen Arbeitsplätzen, weshalb das Ordnungsamt ein paar Regeln verfasst hat die es gemeinsam mithilfe der Polizei auch strikt durchsetzt. Für erlaubnisfreie Straßenmusik in Leipzig wären das:

  1. keine Belästigung für Anlieger und Passanten
  2. keine Störung bei Gottesdiensten, Unterricht an Schulen, Krankenhäusern, Seniorenheimen und anderen schutzwürdigen Einrichtungen
  3. täglich nur von 10:00 – 13:00 und 15:00 – 22:00
  4. Verboten am Karfreitag, Buß – und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag
  5. Vorweisen einer Sondernutzungserlaubnis bei Musikinstrumenten die nachweisbar einen Verstärker benötigen (z.B. Keyboard oder E – Gitarre bei max. 20 Watt Leistung), die beim Ordnungsamt beantragbar sind.
  6. Wechseln des Standortes nach 30 min. (ca. 100 – 200 Meter)
  7. nur auf Fußgängerzonen, auf Gehwegen oder in Grünanlagen

Doch in einigen Städten existieren schärfere Regeln und man benötigt eine Sondernutzungserlaubnis meist 10€ pro Tag die nur in begrenzter Anzahl ausgehändigt werden. Der Beginn ist nur zu voller Stunde gestattet und außerdem sind bestimmte Instrumente gar nicht erst erlaubt. Wie meistens Blechbläser, Schlagzeuger sowie elektronische Instrumente. In München sind Trompete, Saxophon, Dudelsack und schlagzeugartige Instrumente mitunter strikt verboten. Man muss sogar erst im Rathaus vorspielen und es gibt nur 10 Lizenzen am Tag.

München, Rathaus, Marienplatz, Bayern
Münchener Rathaus

Dies ist aber kein Grund sich entmutigen zu lassen. Mit ein bisschen Glück kann man beispielsweise von einem Ladenbesitzer engagiert werden, was einem die Lizenz ersparen würde. Alternativen sind Aktionen wie im Leipziger „Elsterartig“. Jeden Donnerstag laden sie zu Straßenmusiker mit Freude ein um sie zu fördern und ihnen ein neugieriges Publikum bieten.

Ebenfalls gute Fördermittel bietet ebenfalls der SPH Bandcontest“. Ein Wettbewerb von Musikern für Musiker“ mit Preisen im Sachwert von bis zu 250.000€ darunter z.B. Singles, Live – Sessions, Musik- & Lyricvideos, CD Pressungen und Instrumente sowie Equipment.

Der Traum vieler Musiker ist es natürlich berühmt zu werden, eine eigene Platte oder mit etwas Glück einen Vertrag zu bekommen. Dies zu erreichen ist nicht immer leicht, aber auch nicht unmöglich Stars wie R. Kelly, Mike Rosenberg (besser bekannt als Passenger) und natürlich Justin Bieber fingen als Straßenmusiker an.

Um einen genaueren Einblick in die Welt dieser Hobbymusiker zu bekommen erklärten sich „Cymat“ mit Sänger Bert an der Gitarre und Florian am Cajon sowie Handpan für ein Interview bereit.

Cajón, Percussion, Rhythmus, Musik
Cajon

Laut Florian war die eigentliche Idee von „Cymat“ die Gründung einer Coverband. „Als eine Musifa Klassenkameradin hörte wie ich einen Gitarristen erfolglos fragte ob er evtl. lust auf Straßenmusik hätte, sagte sie sie habe den Bert mit im Haus. So fingen wir dann vor 2 Jahren gemeinsam mit Musik an.“

Was hat euch beide überhaupt zu Musik gebracht?

Florian: „Ich will neues enddecken, zusammenhänge in der Musik sowie im Leben.“

Bert: „Mein Vater hat sehr viel Musik gehört und aufgenommen. Wir haben gefühlt Tausend Kassetten Zu Hause und auch ein Klavier auf dem wir mitunter viel Gespielt haben.“

Doch ihre Freude für Musik fanden die beiden bereits im Kindesalter. So trommelte Florian mit sieben schon auf allem möglichen rum, bis er endlich seine Begeisterung in einem Verein ausleben konnte. Bert sang und pfiff ohne Ende. Sein „magischer Moment“ für die Gitarre kam aber erst später bei der Renovierung seines alten Kinderzimmers.

Was Bedeutet Musik euch beiden?

Bert: „Für mich ist Musik eine Hilfe im Leben – in schlechten sowie euphorischen Momenten. Man kann mit ihr Geschichten erzählen und die Anderer leben, sowie Vergangenheit verbinden.“ Für Florian ist sie mehr, für ihn ist Musik gleich leben. „Wir sind immer von Musik umgeben. Fährt z.B. ein Auto vorbei und eine Mülltonne geht zu ergibt das für mich bereits einen Rhythmus. Bewegung ist Musik.“

Warum Straßenmusik?

Bert: „Sie ist äußerst spannend, weil man mit den Leuten interagiert. Sie sagen und zeigen es ganz ehrlich, ziehen z.B. ein krummes Gesicht oder ignorieren einen. Außerdem lernt man so ein Stück aus sich raus zu gehen und man kann ein wenig Geld verdienen (im Schnitt ca. 100 – 150€ am Tag). Mittlerweile sehen wir uns nicht mehr als Straßenmusiker. Das letzte Mal haben wir im September auf dem Passagenfest in Leipzig gespielt.“

Wegen großer Konkurrenz um die Plätze in der Innenstadt wären gute Alternativen der Stadtring, die Sachsenbrücke

Sechserbrücke, Stahlbrücke, Berlin, Tegel
Sachsenbrücke

und der Lene – Voigt Park nach Meinung beider. Der Verdienst sei zwar etwas geringer, aber man erreiche mehr Leute und die Werbung sei besser.

und der Lene – Voigt Park nach Meinung beider. Der Verdienst sei zwar etwas geringer, aber man erreiche mehr Leute und die Werbung sei besser.

Wie ist das Leipziger Publikum?

Bert: „Gemischt: sprich nett, offen, wohlwollend. In Magdeburg ist es z.B. abhängig davon was du spielst, Elektronisch und Metall sind beliebter.“

Florian: „Zum Passagenfest kommen ganze Scharen von Zuschauern die zuhören wollen. Einmal bildete sich eine ganze Traube von Menschen um uns, bis zu 50 Leute manchmal. Und das Publikum war echt dankbar und hat geklatscht.  Hätten sie unsere Lieder gekannt – dann hätten sie mitgesungen auf jeden Fall.“

Nach ihrem ersten offiziellen Auftritt im Gemeinschaftsgarten Querbeet Leipzig e.V“. in der Eisenbahnstraße konnten sie auch welche im Heiter bis Wolkig“, Westbahnhof“, „Elsterartig“, Leipziger Kulturlounge“, Mensa West Werk“, Magdeburg und zu einem Firmenevent von Globalfoundries“ in Dresden verzeichnen.

Habt ihr Idole oder Vorbilder?

Florian: Ja klar, jeder hat doch seine Hero´s. Größtenteils Schlagzeuger wie Jojo Mayer, Dave Weckl, Steve Gadd, Buddy Rich, Benny Greb“. Berts Helden sind Sänger wie Brandon Boyd (Sänger von Incubus), Eddy Vedder (Frontsänger von Pearl Jam), Scott Stapp, Michael Jackson „Earth Song“.

Was wollt ihr mit eurer Musik erreichen?

Florian: Eine Einnahmequelle und Entwicklung.“

Bert:Auch Entwicklung, neue Lieder, eine CD oder mal auf einem Festival vor ein paar 100 oder 1000 Leuten spielen.“

Ob sie dieses Ziel erreichen werden, könnt ihr euch im Juni auf dem Festival „zurück zu den Wurzeln“ in Niedergörsdorf ansehen.

Straßenmusik
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