Die bunte Welt der Leipziger Rabenvögel

„„…bunte Welt der Rabenvögel“, was soll das denn heißen? Die sind doch einfach nur ….schwarz?!“ Mitnichten! Aber nicht nur beim Federkleid gibt es viele Überraschungen. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler immer mehr erstaunliche Erkenntnisse über diese anpassungsfähige und soziale Tierfamilie herausgefunden. Langsam aber sicher kommt der Frühling und viele der schlauen Singvögel sind schon fleißig mit der Brut beschäftigt – ein guter Anlass die Rabenvögel vorzustellen, welche man in Leipzig beobachten kann. Dieser Beitrag gibt außerdem eine Übersicht über ihre weit entwickelten Fähigkeiten.

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius):

Aussehen  Am Körper ist das Gefieder rostbraun. Charakteristisch sind die blau-schwarz-gestreiften Bereiche an den Flügelansätzen, der Rest der Flügel ist schwarz-weiß gestreift genau wie die Schwanzfedern. Außerdem hat der Eichelhäher ein kleines „Häubchen“ aus schwarz-weißen Federn auf dem Kopf und schwarz-weiße Federn an Kehle und Augenbereich.

Höchstalter  17 Jahre

Größe  Etwa taubengroß

Lebensraum  Er ist hauptsächlich anzutreffen in lichten Wäldern, aber auch teilweise in Gärten mit alten Bäumen, Parkanlagen oder Friedhöfen.

Nahrung  Der Eichelhäher ist Allesfresser. Auf seinem Speiseplan stehen pflanzliche Bestandteile wie Eicheln, Bucheckern, Nüsse, Getreide, Beeren und Früchte. Tierische Leckereien sind für ihn Insekten und deren Larven, Schnecken, Mäuse, Vogeleier und Nestlinge (Nestlinge sind Jungvögel oder zum Beispiel junge Mäuse).

In seinem Kehlsack kann dieser bunte Rabenvogel bis zu zehn Eicheln transportieren, manchmal trägt er noch zusätzlich eine Eichel im Schnabel.

Im Winter  Eichelhäher sind „Standvögel“ aber auch „Teilzieher“. * Zu den lokalen Tieren kommen noch Wintergäste, zum Beispiel Eichelhäher aus Osteuropa.

Besonderes  Als Singvogel kann unser gefiederter Freund sehr gut die Laute anderer Spezies nachahmen, zum Beispiel die des Mäusebussards. Aber sogar für Imitationen von Babygeschrei oder dem Rasenmäher im heimischen Garten gibt es Ohrenzeugen.

Der Eichelhäher wird auch „Gärtner des Waldes“ genannt. Zahlreiche Verstecke seiner Lieblingsspeise, den Eicheln, merkt er sich und legt Wintervorräte an. Die, die er doch einmal vergisst, keimen später aus. So trägt der Eichelhäher zur Verbreitung verschiedener Baumarten bei. Neben den Eichen sind das zum Beispiel Buchen und Haselnusssträucher.

Manche nennen ihn auch „Polizist des Waldes“: mit seinem markanten Ruf warnt er Artgenossen vor einer potentiellen Gefahr. Auch andere Waldtiere reagieren darauf.

Schutzstatus  Ist in Sachsen ganzjährig geschont, er darf nicht getötet werden.

Gut zu wissen

„Standvögel“ sind Vögel, die im Winter nicht ihre Heimatregion verlassen.

„Teilzieher“ bedeutet, je nach Witterung ziehen manche Tiere gegebenenfalls in wärmere Regionen, manche Tiere aber nicht. Wenn es in einem Wald mehrere Eichelhäher gibt kann es außerdem sein, dass manche den Wald verlassen, die anderen aber nicht.

„Strichvögel“ sind heimische Vögel, die im Winter ihre Region verlassen, aber im selben Breitengrad bleiben oder auch zum Beispiel einfach in menschliche Siedlungen umziehen. Sie fliegen nicht so weit wie Zugvögel.

„Zugvögel“ sind dementsprechend Vögel, die ihre Region im Winter verlassen und weit in wärmere Länder fliegen, zum Beispiel von Deutschland nach Afrika.



Die Dohle (Corvus monedula):

Aussehen  Die Dohle ist gut zu erkennen an ihrer hellblauen Iris, Nacken und Wangen sind hellgrau.

Höchstalter  20 Jahre in freier Wildbahn

Größe  Mit circa 35 Zentimetern der kleinste Rabenvogel

Lebensraum  Dohlen sind Höhlenbrüter. Sie nisten in Mauer- und Fels-Nischen, Baumhöhlen, Kirchtürmen und verlassenen Häusern.

Nahrung  Als Allesfresser ernähren sich diese Tiere von pflanzlicher Kost wie Samen und Früchte, aber auch Insekten, Schnecken, Würmer und Parasiten von Weidetieren stehen auf ihrem Speiseplan. In menschlichen Siedlungen finden sie auch noch Verwendung für unsere Speisereste. Die kleinen Dohlen fressen außerdem Vogeleier und Aas, jedoch seltener als andere Rabenvögel.

Im Winter  Unsere heimischen Dohlen sind vor allem Standvögel. Manche Jungvögel fliegen jedoch ans Mittelmeer und genießen das warme Klima. Aus Ost-und Nordeuropa kommen Wintergäste zu uns.

Sozialverhalten und Intelligens  Dohlen sind generell sehr gesellige Vögel und leben gerne in größeren Gruppen. Sie bilden monogame Paare und gehen sehr zärtlich miteinander um: sie putzen sich gegenseitig ausgiebig das Gefieder, schnäbeln und machen fast alles nur noch gemeinsam (Wer kennt das nicht? „Baby, kuck‘ mal, ich habe uns passende Armbänder gekauft!“). Die Paarbindung wird oft nur durch den Tod eines Partners beendet. Außerdem erkennen sich Dohlen grundsätzlich als Individuen und haben eine Rangordnung: das erfahrendste Tier ist das ranghöchste Tier. Ranghöhere Tiere bekommen die besseren Nistplätze, haben aber auch Aufgaben- sie halten Ausschau nach möglichen Gefahren und verteidigen die Gruppe. Weibchen können in der Hierarchie durch Paarung aufsteigen.

Dohlen können die Zahlen Eins bis Sieben unterscheiden! Bei einem Versuch wurden ihnen Tafeln mit Punkten verschiedener Anzahl gezeigt. Sie mussten daraufhin aus verschiedenen Futterschälchen mit Deckeln und Zahlenangaben das richtige auswählen, um an ihr Futter zu gelangen. Dohlen können außerdem ebenfalls sehr gut die Laute anderer Tiere imitieren.

Besonderes  Genau wie für andere Vogelarten ist für die Dohle der allgemeine Rückgang der Insekten ein Problem, da Insekten hauptsächlich zur Aufzucht des Nachwuchses gebraucht werden. Ebenfalls schwierig für die Tiere sind die großflächigen Sanierungen von alten Gebäuden, da so Nistmöglichkeiten wegfallen. Naturschützer plädieren dafür, dass Neubauten vogelfreundlicher gestaltet werden. In Leipzig werden außerdem Nistkästen installiert. Die Dohle wurde zum „Vogel des Jahres 2012“ ernannt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. 62 Brutpaare wurden 2012 im Leipziger Stadtgebiet gezählt.

Schutzstatus  Die Dohle ist u.a. geschützt durch das Bundesnaturschutzgesetz und darf in Deutschland nicht gejagt werden. Es gibt keine Ausnahmeregelung. Da sich Dohlen oft auch in Gruppen anderer Rabenvögel aufhalten, zum Beispiel bei den Rabenkrähen, laufen sie leider trotzdem Gefahr, getötet zu werden.

Die Rabenkrähe (Corvus corone) und die Nebelkrähe (Corvus cornix):

Raben- und Nebelkrähe unterscheiden sich nur im Federkleid und in der Verbreitung, ansonsten haben sie identische Eigenschaften. Die schwarze Rabenkrähe kommt westlich der Elbe vor, die schwarz-grau-gefiederte Nebelkrähe östlich der Elbe. In einer Übergangszone, welche circa 65 km breit ist, kommen beide vor. Sie paaren sich und erzeugen fruchtbare Mischlinge.

Aussehen  Die Rabenkrähe hat blau-schwarz schimmerndes Gefieder und einen kräftigen Schnabel, der zur Hälfte mit Haaren („Nasalborsten“) bedeckt ist.

Flanieren und Eruieren: mal sehen, ob sich hier etwas Essbares für die Rabenkrähe findet!

Gut zu erkennen ist hier das schwarz-graue Gefieder der Nebelkrähe. Sie besitzt ebenfalls die Nasalborsten.

Höchstalter  Um die 19 Jahre in freier Wildbahn

Größe  Um die 45 cm

Lebensraum  Die Vögel siedeln gerne an Waldrändern. Aber auch in Parks und in der Nähe von menschlichen Siedlungen findet man sie.

Nahrung  Diese Krähenart ist ebenfalls Allesfresser. Ihr Menü beinhaltet unter anderem: Beeren, Samen Insekten, Schnecken, Würmer, Kleinsäuger, Vogeleier, Aas und natürlich menschliche Nahrungsabfälle.

Gut zu wissen

Da Rabenvögel auch Aasfresser sind tragen sie dazu bei Krankheiten einzudämmen. Das ist eine wichtige Aufgabe, die sie im natürlichen Kreislauf erfüllen.

Im Winter  heimischer Standvogel

Sozialverhalten und Intelligenz  Bei der Rabenkrähe hat man festgestellt, dass sie sich menschliche Gesichter merken kann und auch die Tatsache, ob sich der Mensch positiv oder negativ ihr gegenüber verhalten hat. Sie können sich das vor allem auch längerfristig merken und warnen später andere Vögel, wenn genau diese gefährliche Person sich wieder nähert! Das veranschaulicht ihre ausgeprägten sozialen Fähigkeiten und ihre Intelligenz. Früher ist man davon ausgegangen, dass Vögel allein aufgrund der Größe ihres Gehirns überhaupt nicht solche Fähigkeiten entwickeln können. Heute weiß man aber, dass auch die Gehirnstruktur eine Rolle spielt. Krähen können außerdem in ihrer Kommunikation über 250 verschiedene Laute verwenden. Sie haben sogar zwei „Dialekte“: einen leisen für Gespräche im engeren Kreis und einen lauten für Gespräche in der großen Gruppe.

Rabenkrähen sind zudem sehr führsorgliche und wehrhafte Eltern: sie vertreiben sogar den Raubvögel aus ihrem Revier. Wenn Jungvögel aus dem Nest fallen, werden diese auf dem Boden gegen Feinde verteidigt und weiter gefüttert.

Schutzstatus  Die Raben bzw. die Nebelkrähe dürfen in Sachsen vom Jäger nur außerhalb der Brutzeit gejagt werden und sind ansonsten besonders geschützte Vögel.

Die Saatkrähe (Corvus frugilegus):

Aussehen  Die ausgewachsene Saatkrähe ist gut zu erkennen am nackten Schnabel, welcher am Kopfende weißlich ist. Der weiße Schnabelgrund entsteht dadurch, dass die Saatkrähe oft mit dem Schnabel in der Erde nach Nahrung sucht, zum Beispiel nach Regenwürmern oder Samen. Mit der Zeit verschwinden dadurch die Nasalborsten. Bei den Jungvögeln ist der Schnabel noch zur Hälfte befiedert. Deshalb können junge Saatkrähen manchmal mit der Rabenkrähe verwechselt werden.

Höchstalter  Um die 4 Jahre in freier Wildbahn

Größe  Um die 46 cm

Lebensraum  Die Saatkrähe siedelt gerne in offener Landschaft mit vereinzeltem Baumbestand für die Nester. Aufgrund von Monokultur in der Landwirtschaft (weniger Bäume) und dem Einsatz von Pestiziden (Vernichtung der Insekten als Nahrungsquelle) suchen die Tiere immer mehr die Nähe zu menschlichen Siedlungen. In der Stadt finden sich zusätzliche Nahrungsangebote für die schlauen und flexiblen Vögel.

Nahrung  Samen und Keimlinge frisst diese Vogelart besonders gerne (wie man über den Namen vermuten kann). Sie ist aber ebenfalls Allesfresser: Nüsse, Getreide, Insekten, Würmer, Schnecken, Mäuse und etwas Aas schmecken ihr.

Bei manchen Landwirten ist die Saatkrähe nicht beliebt, wegen ihrer Vorliebe für das Saatgut und die jungen Pflanzen. So kann es zu lokalen Schäden kommen. Durchgehende oder flächendeckende Schäden, wie früher angenommen, konnten wissenschaftlich jedoch nicht belegt werden. Die Tiere fressen wiederum auch Schädlinge. Ironischerweise sind sie aufgrund der gesunkenen Anzahl von Insekten durch den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft noch mehr auf andere Nahrungsquellen angewiesen. Eine grundsätzliche Dezimierung wie vor einigen Jahrzehnten hat zur Gefährdung der Art beigetragen. Es wird sich heute dafür ausgesprochen, mehr auf alternative Schutzmaßnahmen zu setzen, zum Beispiel auf die „Vergällung“ des Saatgutes (es wird ein für die Krähe unangenehm schmeckender Stoff zugesetzt) oder das elektronische Abspielen arteigener Angstschreie am Feld.

Im Winter  In West- und Mitteleuropa Strichvogel

Schutzstatus  Als Brutvogel ist die Saatkrähe in Leipzig ausgestorben! Es überwintern jedoch Kolonien von geschätzten zehntausend Tieren aus Osteuropa und Russland in unserem Stadtgebiet. So entsteht der Eindruck, es gäbe bei uns viele dieser geselligen Vögel. Ende Februar verlassen die Wintergäste Leipzig wieder. Wer diese Zahlen schon spektakulär findet sollte sich Wien ansehen: dort sammelte sich geschätzt schon eine Viertelmillion Tiere. In Sachsen wird die Saatkrähe jedoch auf der Roten Liste als stark gefährdete Art geführt!

Die Saatkrähe darf bei uns in Deutschland nicht gejagt werden. Sie ist außerdem durch das Bundesnaturschutzgesetz und die EG-Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt.

Der Kolkrabe (Corvus corax):

Aussehen  Der Kolkrabe ist der größte Rabenvogel und der größte Singvogel überhaupt. Er hat einen sehr kräftigen Schnabel und tiefschwarzes Gefieder, welches bei Lichteinfall metallisch blau-schwarz glänzt. Man erkennt ihn auch an den charakteristischen zottigen Kehlfedern, die bei seinem Ruf hervortreten.

Höchstalter  Dieser beeindruckende Vogel kann bis zu 30 Jahre alt werden. Bei den „Tower-Raben“ in London (siehe Foto) wurden sogar 44 Jahre nachgewiesen.

Größe  Mit bis zu 67 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite bis zu 130 cm ist Corvus Corax größer als der Mäusebussard.

Lebensraum  Der Kolkrabe brütet gerne in Waldrandnähe. Die Nester können so groß wie die von Greifvögeln werden und werden über mehrere Jahre genutzt.

Nahrung  Allesfresser, mit höherem tierischen Anteil.

Im Winter  Standvogel

Besonderes  Wie einige andere Rabenvögel kann der Kolkrabe ebenfalls Stimmen imitieren, inklusive Dialekt des Lehrers.

Sozialverhalten und Intelligenz  Den Begriff „Rabeneltern“ müsste man eigentlich im positiven Sinne benutzen: Kolkraben sind sehr fürsorgliche Eltern. Im sozialen Verhalten hat man außerdem überraschende Fähigkeiten festgestellt: die Raben merken sich Tiere, mit denen sie schon gut zusammen gearbeitet haben. Artgenossen, welche sich ihnen gegenüber rücksichtslos verhalten haben, wurden später nicht mehr als Partner ausgewählt, zum Beispiel bei der Nahrungssuche.

Forscher haben herausgefunden, dass Raben bei der Fähigkeit des Vorausplanens Menschenaffen und vierjährigen Kindern überlegen sind: in einem Versuch mussten sie bis zu 17 Stunden vorher einen bestimmten Gegenstand auswählen, um diesen später gegen Nahrung eintauschen zu können. Aber nicht nur dazu waren die schlauen Vögel in der Lage. In einem weiteren Versuch konnten sie zusätzlich noch ein kleines Leckerli auswählen, welches sie sofort bekommen hätten, anstelle der späteren größeren Nahrung durch das richtige Eintauschen des Gegenstandes. In drei Viertel der Durchgänge wählten die Raben nicht das Leckerli. Sie entschieden sich dafür, den Gegenstand später gegen die größere Mahlzeit einzutauschen.

Fun-Fact

Raben wurden öfter beim „Rodeln“ beobachtet: sie schlitterten verschneite Hügel hinab. Es hat sich herausgestellt, dass sie dies nicht taten um Nahrung zu suchen oder ähnliches, sie rodelten einfach so zum Spaß. Dies wird auch als Aspekt ihrer Intelligenz gewertet.

Schutzstatus  In den 50er Jahren waren Kolkraben in Sachsen fast ausgestorben, ihr größter Feind war der Mensch.  Durch Schutzmaßnahmen und Auswilderungen kam es zur Erholung der Art: heute ist er wieder flächendeckend anzutreffen.

Für den Kolkraben gilt aktuell eine ganzjährige Schonzeit in Sachsen.

Die Elster (Pica pica):

Aussehen  Die Elster ist leicht zu erkennen am schwarz-weiß-gefärbtem Gefieder und dem blau-grün-violett-metallisch-schimmernden Schwanz und Flügeln. Der Schwanz ist außerdem sehr lang.

Höchstalter  2 ½ bis circa 8 Jahre in freier Wildbahn

Größe  Um die 46 cm

Lebensraum  An sich lebt die Elster gern in offener Landschaft mit Büschen und Bäumen. Sie ist aber eine extrem anpassungsfähige Art: seit der Mensch die intensive Landwirtschaft eingeführt hat zieht sie auch in menschliche Siedlungen um. Dort nistet sie gern in Gärten oder in begrünten Stadtvierteln.

Nahrung  Allesfresser

Im Winter  Standvogel

Sozialverhalten und Intelligenz  Elstern erkennen sich selbst im Spiegel: in Versuchen wurden sie mit einem Fleck auf der Brust markiert. Vor dem Spiegel versuchten die schlauen Vögel daraufhin, den Fleck abzureiben. Das bedeutet, sie haben erkannt, dass das Gegenüber im Spiegel kein Artgenosse ist sondern sie selbst. Diese Fähigkeit besitzen sonst nur wenige Tiere, zum Beispiel große Menschenaffen, Delphine oder Schweine. Hunde oder Katzen besitzen diese Fähigkeit nicht, der Mensch entwickelt sie ab ca. 1 ½ Jahren. Sie ist ein Kennzeichen von ausgeprägtem Sozialverhalten und Intelligenz und weist auf Selbst-Bewusstsein hin.

Besonderes  Dass Elstern glänzende Gegenstände stehlen hat sich als Mythos herausgestellt. Wie alle Rabenvögel sind sie neugierig und untersuchen Gegenstände, welche für sie interessant sind. Es konnte aber nicht nachgewiesen werden, dass sie systematisch glänzende Dinge stehlen oder lagern. Sie legen allerdings vorübergehend Nahrungsverstecke an.

Elstern bauen beeindruckende Nester. Sie sind groß und kugelförmig mit seitlichem Schlupfloch. Innen wird zusätzlich noch eine Mulde aus Lehm und Wurzeln angelegt, darauf noch eine Schicht mit weicherem Material. Die Nester sind sehr stabil. Sie werden auch von anderen, zum Teil bedrohten, Vögeln genutzt, zum Beispiel vom Rotmilan. Die Waldohreule nutzt ebenfalls gerne Elsternester, sie baut so gut wie keine Nester selbst. Früher wurden Elsternester von Jägern beschossen. So kam es nicht nur zur Gefährdung der Elstern, sondern es wurden auch andere Tiere getötet. Das Abschießen von Elsternestern ist heute verboten.

Manchen Menschen gilt die Elster als Singvogel-Killer. Sie sind besorgt, wenn eine Elster in ihrem Garten ein Nest baut. Zum einen ist das irgendwo ironisch, da die Elster ja selbst zu den Singvögeln gehört, wie alle Rabenvögel. Zum anderen kann man aber inzwischen auch diese Bedenken zerstreuen, beziehungsweise das Image der Elster als Artenzerstörer relativieren. Es stimmt: ein Nahrungsbestandteil der Elster sind Jungvögel und Eier (15-20%). Es konnte jedoch nicht wissenschaftlich festgestellt werden, dass die Elster für die Ausrottung einer Vogelart verantwortlich ist. Andere Vögel gleichen Verluste generell durch hohe Nachkommenschaft aus. Nicht bedacht wird auch, dass zum Beispiel auch die Amsel die Eier anderer Vögel frisst. Und auch Eichhörnchen und Marder räumen Nester aus (auch die der Elster). Laut Nabu Leipzig sind in Gärten zudem allein Katzen für 60% der Jungvögel-Verluste verantwortlich. Außerdem gehen die Singvögelbestände massiv wegen dem allgemeinen Insektensterben und dem Fehlen von artgerechten Lebensräumen zurück, wofür der Mensch verantwortlich ist.

Schutzstatus  Für die Elster gilt in Sachsen eine Schonzeit während der Brut.

Wer etwas für seine Gartenvögel tun möchte, hat viele Möglichkeiten:

-dichte oder stachelige Sträucher pflanzen: hier können kleine Singvögel geschützt vor Katze oder größeren räuberischen Vögeln brüten

-wilder Wein oder Efeu an Hauswänden bieten zusätzliche Nistmöglichkeiten

-eine abwechslungsreiche Gartenlandschaft mit Reisighaufen oder Holzstößen können auch gut für den Nestbau genutzt werden: in Zwischenräumen ziehen sich die kleinen Sänger zurück

-den Garten insektenfreundlich gestalten: die Nahrungsgrundlage ist gesichert

-wenn die Nahrung gesichert ist: Nistkästen installieren

-Katzen mit Glöckchen ausstatten

-große Bäume nicht fällen! Hauptfeinde der Elster (neben dem Menschen) sind die Rabenkrähe und größere Raubvögel. Diese nisten nur auf hohen Bäumen. Sind diese nicht vorhanden kann sich die Elster vermehrt ausbreiten.

Rabenvögel in anderen Kulturen:

In Japan wird die Krähe als himmlischer Gesandter und Helfer verehrt. Es ist eine dreibeinige Krähe, sie heißt „Yatagarasu“. Sie befindet sich sogar seit 1931 in den Logos des japanischen Fußballverbandes JFA (Japan Football Association). Das Maskottchen ist ebenfalls Yatagarasu.

Original Fan-Schal der JFA. Das Bild wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Claudia und ihrem Blog „8900km.de“ Hier geht’s zum Beitrag

Im römischen Reich versuchte man bei der Vogelschau, den „Auspizien“, zu ergründen, ob wichtige Staatshandlungen den Göttern genehm sein könnten. Je nachdem, aus welcher Richtung der Rabe flog, war es ein gutes oder schlechtes Zeichen. Für die Vogelschau gab es spezielle Beamte, die „Auguren“.

Laut der nordischen und germanischen Mythologie sitzen die beiden Raben Hugin und Munin auf den Schultern des Göttervaters Odin. Odin entsendet sie in die Welt und lässt sich von ihnen berichten was vor sich geht. So erhält er unter anderem seine Weisheit. Odin kann sich außerdem auch in einen Raben verwandeln. Die Universität TromsØ, Norwegen, hat Hugin und Munin in ihr Logo aufgenommen. Die Namen bedeuten „Sinn/Gedanke“ und „sich erinnern“/ „denken an“, was an der Uni ja nicht schaden kann. 😉

(Bild: „Odin der Göttervater“. „Nordisch-germanische Götter und Helden“, Wilhelm Wägner. Otto Spamer, Leipzig & Berlin. 1882, wikimedia commons)

Im Schöpfungsmythos des Volkes der Haida in Kanada und Alaska bringt der Rabe das Licht in die Welt und erschafft außerdem die Geschlechter der Menschen.

[Bill Reid: „The Raven and the first men“. Die Skulptur des Künstlers stellt dar, wie der Rabe die Menschen in einer Auster gefunden hat. (Bild: Wikimedia commons)]

Wer jetzt also loszieht, um unsere gefiederten Freunde zu beobachten, kann von Folgendem ausgehen: sie haben einen zuerst gesehen, und sie rufen:“Krah!!“*

*“Hey! Willst Du das noch essen?“



Bildrechte:

  • Beitragsbild: Jenny (Redaktion EinDruck)
  • Eichelhäher: Smaragd (Nutzer), Pixabay
  • Dohle: jackdaw, 1447441 (Nutzer), Pixabay
  • Raben- und Nebelkrähe: Corvus cornix, Wikipedia
  • Rabenkrähe: Corvus corone, xulescu_g, Wikimedia commons
  • Nebelkrähe: “Fastfood crow”, Inugami-bargho, Wikimedia commons
  • Saatkrähe: Saatkrähe, frolicsomepl, pixabay
  • Kolkrabe: „London Tower ravens“, ingo zwank, wikipedia
  • Elster: PublicDomainPictures (Nutzer), Pixabay
  • “European magpie in a tree”, Bengt Nyman, Wikimedia commons
"Was bist'n Du für'n Vogel?"
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