Das Museum für Druckkunst findet man passend im künstlerisch geprägten Westen von Leipzig. Seit 1994 besteht die Einrichtung, welche im Jahre 2000 in eine private Stiftung überführt wurde. Verantwortlich fühlte sich die Kunst, Kultur und Bildung fördernde Giesecke+Devrient Stiftung. Weitere Förderer sind die Stadt Leipzig sowie namenhafte Unternehmen, insbesondere aus der Druckindustrie. Im Museum arbeiten zehn feste Mitarbeiter und weitere sind ehrenamtlich tätig. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen wird hier Geschichte lebendig gemacht. Druckpressen aus über fünf Jahrhunderten sind hier zu finden und werden vorgeführt. Als Besucher kann man manche auch selbst bedienen. So wird der Besuch dieser Ausstellung zu einem interaktiven Erlebnis.
Die Einrichtung bietet verschiedene Angebote und Wechselausstellungen an. Hier kann man z.B. druckend, malend und bastelnd einen ganz besonderen Kindergeburtstag feiern. Die Druckpressen werden auch von Künstlerinnen und Künstlern aktiv zur Herstellung eigener Werke genutzt. Somit ist das Museum gleichzeitig auch eine Werkstatt für Druckkunst. Die historisch-technische Sammlung präsentiert die verschiedensten Drucktechniken, vom Hoch- zum Tiefdruck über den Flachdruck. Diese sind nicht mit den Begriffen aus dem Wetterbericht zu verwechseln.
Materialien, die für all diese Verfahren benötigt werden, hält das Inventar des Museums bereit, unter anderem für die Herstellung der Lettern des Hochdrucks. Die historischen Maschinen werben für sich. So druckt das Museum mit seinen gesammelten Druckpressen seine eigenen Plakate.
Rundgang durch die Geschichte der Drucktechnik
Eine Führung kann ab fünf Personen gebucht werden. Eine Mitarbeiterin beginnt mit einer freundlichen Begrüßung und erfragt zunächst die Interessen der Teilnehmenden. Ein riesiges Plakat zeigt in schwarz-weißem Bild eine frühere Druckerei. Nach einer Einführung in die Geschichte des Museums, führt uns die Dame zu einer Druckpresse, die Ähnlichkeit mit einer hölzernen Obstpresse aufweist. Darauf thront die Figur eines Fabelwesens – halb Löwe, halb Adler – das die verschiedenen Eigenschaften der Drucker und Setzer verkörpern soll, die sie für ihre Arbeit benötigen. Der Löwe symbolisiert die Kraft, die der Drucker zum Bedienen der Pressen braucht. Scharfe Augen wie ein Adler sollte der Schriftsetzer im Umgang mit kleinsten Zeichen haben. Dieser Greif trägt zwei Farbstempel in seinen Klauen, die ein wichtiges Werkzeug der Drucker waren, um die Farbe auf den Seitenvorlagen zu verteilen.
Der nächste Raum trägt Kinderlachen an unsere Ohren und der Geruch von Farbe drängt sich in unsere Nasen. Kinder fertigen mit sichtlicher Freude innerhalb ihres Ferienausflugs eigene Drucke unter der Anleitung einer Mitarbeiterin an. Eine der Druckpressen wird uns vorgeführt. Sie ist über 100 Jahre alt und überwiegend aus Holz. Unsere Führungsleiterin erklärt die Art des Drucks, der hier durchgeführt wird und spricht von einem so genannten Steindruck. Bei diesem Verfahren kommen verschiedene Chemikalien zum Einsatz. Die Presse gibt rhythmisch-mechanische Geräusche von sich. Der Drucktisch fährt hin und her, die Walzen drehen sich. Ein Künstler hatte wahrhaft Großes vor. Er schuf mit Hilfe dieser Presse ein Kinderbuch, das in seiner Größe ein Kleinkind überragte.
Im weiteren Verlauf besuchen wir die Schriftgießerei des Hauses. Dabei wird die Herstellung der Schriftzeichen erklärt und demonstriert. Die Lettern werden aus einem durch Erhitzen verflüssigtem Metallgemisch gegossen. Durch eine Plexiglasscheibe kann man den Prozess des Letterngießens beobachten. Die einzelnen Lettern bestehen aus einer Bleilegierung, die bei über 300° C flüssig wird und sehr schnell wieder aushärtet. Ursprünglich war alles reine Handarbeit, doch ein Besuch im Druckmuseum zeigt auch die Entwicklung und Beschleunigung des Berufs durch die fortschreitende Mechanisierung. Ab dem 19. Jahrhundert werden die Zeichen maschinell gegossen und härten in einer Art Schiene aus. Der Geruch des geschmolzenen Materials begleitet uns durch den gesamten Raum. Der Maschinenführer legt uns einzelne Lettern in die Hand. Wir raten welche Buchstaben wir in Händen halten. Die Lettern bilden den Link zum nächsten Teil der Führung – den Schriftsatz.
Der Schriftsetzer legt die einzelnen Teile zu einem druckreifen Text zusammen. In Setzkästen sind die Lettern so angeordnet, dass die am häufigsten genutzten Zeichen in einer hohen Anzahl und griffbereit vorhanden sind.
Im Rahmen der Führung können wir nun auch selbst das erste Mal eine Handdruckpresse unter Anleitung bedienen. Drei Personen waren erforderlich, um diese Art der Druckpresse betätigen zu können. Die Handzugpresse wurde durch maschinell betriebene Druckpressen abgelöst.
Auch der Druckvorgang wurde durch diese Innovation schneller und der Schriftsatz hat sich durch die zunehmende Technisierung weiterentwickelt. Ein Schriftsetzer konnte nun die Arbeit von zehn Arbeitskräften übernehmen. Die Setzmaschine klingt wie eine Schreibmaschine mit einem metallischen Klirren im Hintergrund.
Am Ende der Führung sehen wir die letzte Titelseitenvorlage der LVZ, bevor auch dieser Druck digitalisiert wurde.
Kaum war unsere Führung beendet, hielt sich schon die nächste Gruppe bereit, in die Geschichte des Drucks einzutauchen.
Für Jeden was dabei
Der Druck, der heute so selbstverständlich erscheint, wird hier in seiner ursprünglichen Form lebendig präsentiert. Man hört, sieht und fühlt die Geschichte nicht nur, man kann die Entwicklung auch praktisch nachvollziehen. Es herrscht Leben im Haus. Mit vorbereiteten Druckpressen kann man sich Drucke für den Eigengebrauch während des Besuchs anfertigen und darf sich auch im Schriftsatz ausprobieren. Es ist ein interaktives Museum, in dem Theorie und Praxis sich die Hand reichen. Bei einer Führung wird im besonderen Maße auf die Interessen der Teilnehmer Rücksicht genommen. Mit verschiedenen Veranstaltungen für Groß und Klein kann man sich an verschiedenen Druckverfahren ausprobieren. Die Kinder hatten ihren Spaß beim Drucken und Malen. Künstlerinnen und Künstler machen von dem Angebot Gebrauch, die Druckpressen für ihre kreative Arbeit nutzen zu können. Für jeden ist was dabei, ob man sich nun für den Druck, die Kunst, die Geschichte oder doch mehr für die Mechanik begeistern kann. Für jene, die in Museen sonst eher die Langeweile plagt, wird hier Geschichte greifbarer.
Kontakt
Stiftung Werkstattmuseum
für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig
Anfahrt:
Linie 1 und 2 Haltestelle Holbeinstraße
Linie 14 Haltestelle Nonnenstraße
Parken im gegenüberliegenden Parkhaus
barrierefreier Zugang
Informationen über aktuelle Angebote, Regelungen und Öffnungszeiten finden Sie unter:
Hinterlasse eine Antwort